Die Material- und Lieferengpässe, drastische Preissteigerungen, Inflation, fehlende Fachkräfte und seit Ende Februar die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine setzen dem Handwerk kräftig zu.
Diese Erkenntnisse sind nicht neu und keine Überraschung, sie beunruhigen aber zunehmend. Laut verschiedenen Umfragen wirken sich die wirtschaftlichen Folgen von Lieferengpässen, hohen Beschaffungs- und Energiepreisen erst im Zeitverlauf voll auf die Geschäftstätigkeit der Betriebe aus. Trotzdem kämpft bereits jetzt jeder fünfte Betrieb mit finanziellen Engpässen. Der starke Anstieg der Öl- und Gaspreise sowie für Strom und Wärme führt bei 46 Prozent der Betriebe zu einer Verdoppelung der Energiekosten im Vergleich zum Vorjahresniveau. Das lässt die Gewinnmargen schrumpfen und die betriebliche Liquidität sinken.
Kfz-Betriebe und Handwerker können ihre gestiegenen Energiekosten kaum bis gar nicht an Abnehmer weitergeben. Jeder fünfte Betrieb nutzt Erdgas, wobei eine kurzfristige Umstellung auf andere Energieträger mit extrem hohen Investitionskosten verbunden wäre. Insbesondere bei der in Bäckereien oder bei Textilreinigern eingesetzten Energie gibt es bisher keine Alternative zum Gas.
Außerdem spüren viele Handwerksbetriebe die Kriegsfolgen in Form von sinkenden Umsätzen. Vor allem die Kfz-Betriebe (65 Prozent), Bauhandwerke (51 Prozent) und Handwerke für gewerblichen Bedarf (50 Prozent) sind betroffen. Jeder dritte Betrieb erleidet Auftragsstornierungen, weil die Kunden nicht in der Lage sind, die höheren Absatzpreise wegen der gestiegenen Beschaffungs- und Energiepreise zu akzeptieren. Vor allem die Bau-, Kfz- und Lebensmittelbranchen sind hiervon betroffen.
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improve consult – Wussten Sie schon?
Mehr Insolvenzen im zweiten Halbjahr erwartet!
Auch stellen weniger Großunternehmen (> 20 Mio. EUR Umsatz) einen Antrag. Laut Insolvenzexperten könnte sich die Lage aber schnell wieder ändern. Nachdem im ersten Quartal 2022 die Zahl der Insolvenzanträge im Vergleich zum Vorjahresquartal gestiegen war, ist sie im zweiten Quartal wieder deutlich gesunken. So beantragten zwischen April und Juni nur 19 große Unternehmen ein Insolvenzverfahren. Das sind 42 Prozent weniger als im Vorquartal. Damit liegen die Antragszahlen wieder ungefähr auf dem Durchschnittswert der Quartale des Coronajahres 2021. Obwohl die Insolvenzfälle zuletzt gesunken sind, wird ab dem zweiten Halbjahr mit einem Anstieg gerechnet. Begründet wird dies allgemein mit explodierenden Kosten im Bereich der Energie. Dies führt zu sinkende Gewinnen und am Ende auch zum Liquiditätsverzehr. Insofern wird die Insolvenzentwicklung maßgeblich davon abhängen, inwieweit Unternehmen die Kostensteigerungen an ihre Kunden weitergeben können und in welchem Umfang der Staat wieder unterstützend eingreift.
improve consult – ESG als Finanzierungskriterium (Serie)
In Zukunft werden nicht-nachhaltige Unternehmen immer mehr Schwierigkeiten haben, eine Finanzierung zu finden. Banken und Finanzinstitutionen steuern Finanzierungen zunehmend nach ESG-Kriterien. So wird es von der EU-Kommission in der Taxonomie für Sustainable Finance entsprechend beabsichtigt und reguliert. So sollen Kapitalströme in nachhaltige, grüne Projekte umgelenkt werden. Das heißt praktisch, dass jeder Unternehmenskredit, jede Anleihe und jede Investoren-Finanzierung im Mittelstand eine ESG-Due-Diligence durchlaufen wird, also eine Überprüfung der Finanzierungskriterien. Sollten dabei substanzielle ESG-Risiken, zum Beispiel Risiken für Klimaschäden, CO2-Preisrisiken oder Risiken für Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette identifiziert werden, fällt die Finanzierung aus. Auf der anderen Seite werden Projekte, die taxonomiekonform sind und beispielsweise im Klimaschutz einen wichtigen Beitrag leisten, deutlich einfacher zu finanzieren sein.
improve consult berät mittelständische Unternehmen im Rahmen von nachhaltigkeitsbezogener Unternehmensverantwortung. Sprechen Sie uns an!